Kategorien
Bewegung

So findet dein übergewichtiges Kind Freude an der Bewegung

Hand aufs Herz, folgende Situation kennen wir doch alle aus der eigenen Schulzeit. Meist gibt es ein Kind der Klasse, dass im Sportunterricht von seinen MitschülerInnen nie ins Team gewählt wird. Es steht am Rand und wartet darauf endlich auch einem Team angehören zu dürfen und bleibt dann aber meist über, sodass die Lehrerin schlussendlich zu einer Gruppe zuteilt. Diese ist dann wenig begeistert, die anderen Kinder murren, verdrehen die Augen und im harmlosestem Fall wird der Außenseiter einfach nicht beachtet.

Abgesehen davon, dass es didaktisch und sportpädagogisch bessere Möglichkeiten gibt, Teams zusammenzustellen ist die geschilderte Situation nur eine von vielen ausgrenzenden Situationen, denen übergewichtige Kinder tagtäglich ausgesetzt sind. Viele von ihnen haben in ihrem bisherigen Leben selten positive Erfahrungen im Bereich Sport und Bewegung gemacht. Oftmals fehlt der Zugang zu Sport gänzlich und die Hemmschwelle dem örtlichen Sportverein beizutreten ist groß. Eltern, die selbst keinen Sport betreiben tun sich anfangs oft schwer das eigene Kind dafür zu motivieren. Dabei muss dein Kind gar kein Leistungssportler werden, um ein leichteres Körpergefühl zu erlangen.

Bereits kleine Veränderungen und Regelmäßigkeit im Umgang mit Bewegung reichen aus, um den Körper wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Folgende Tipps können dir dabei helfen:

1. Vorbild sein

Auch im Bereich Bewegung ist deine Rolle als Vorbild eine ganz entscheidende. Wenn du selbst mit Begeisterung und Freude an das Thema Bewegung herangehst, wird dein Kind viel eher mitmachen. Zeige deinem Kind wie sehr es Spaß macht den eigenen Körper in den unterschiedlichsten Bewegungsformen kennenzulernen, Grenzen wahrzunehmen und zu testen wie weit man gehen kann.

Die Freude an der Bewegung steckt in allen von uns. Sie muss manchmal nur ein bisschen herausgekitzelt werden.

2. Bewegung im Alltag

Versucht mehr Bewegung in euren Alltag zu integrieren. Lasst das Auto öfter mal stehen und geht zu Fuß zu Schule oder Kindergarten. Biete deinem Kind möglichst unterschiedliche Bewegungsformen an. Holt die Fahrräder aus dem Keller und macht einen Fahrradausflug zum Supermarkt. Der nächste Sipelplatzbesuch könnte auch mit Rollerskates zurückgelegt werden.

3. Die Natur als Spielplatz

Die wenigsten Kinder gehen gerne spazieren. Sie stellen sich darunter oft etwas langweiliges vor, das nur Erwachsene tun. Beweise deinem Kind das Gegenteil! Suche dir anfangs kurze Strecken und versuche diese mit der Zeit zu steigern. Probiert doch mal während des Gehens folgendes aus:

  • singt gemeinsam Lieder oder erzählt euch Geschichten,
  • hüpft, klettert, balanciert über Hindernisse,
  • geht rückwärts, mit verbundenen Augen, hüpfend, oder in Schlangenlinien
  • ahmt die Bewegungen unterschiedlicher Tiere nach.

Lass dabei auch dein Kind Vorschläge machen. Eurer Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt. Jede Abwechslung und Ablenkung ist willkommen. So wird der nächste Spaziergang ein Abendteuer!

4. Auf der Suche nach Sport

Überlege gemeinsam mit deinem Kind, welche Sportart es gerne einmal ausprobieren möchte? Besucht Schnupperstunden oder fragt doch einfach beim örtlichen Sportverein, ob dein Kind schnuppern kommen kann. Vielleicht lässt sich auch die beste Freundin oder der beste Freund deines Kindes dafür gewinnen. Denn bekanntlich macht es zu zweit mehr Spaß. Gerade die Sportausübung im Verein kann für dein Kind von Vorteil sein, da die Bewegungseinheiten regelmäßig stattfinden und angeleitet sind.

5. Realistische Ziele setzen

Erstellt gemeinsam einen Bewegungsplan für die ganze Woche. Seid dabei möglichst konkret und versucht nur Ziele festzulegen, die auch wirklich umsetzbar sind. Es macht wenig Sinn sich vorzunehmen, dass man drei Mal pro Woche Radfahren geht, wenn das Kind noch nicht alleine fahren darf und sich niemand findet, der mit ihm fährt. Das führt schnell zu Frustration und hilft euch nicht weiter.

Fangt am besten mit kleinen Zielen an, wie zum Beispiel täglich fünfzehn Minuten Alltagsbewegung. Z.B. den Weg zur oder von Schule oder Kindergarten zu Fuß zurücklegen und ein Mal pro Woche dreißig Minuten Sport betreiben. Der sollte so sein, dass dein Kind ordentlich ins Schwitzen kommt, Schulsport ist ausgenommen.

Achte dabei aber wirklich darauf, was für dich und dein Kind machbar und umsetzbar ist. Wenn ihr euch daran gewöhnt habt und eine Regelmäßigkeit vorhanden ist könnt ihr euch langsam steigern.


Zu guter Letzt ist es mir immer ein Anliegen zu betonen, wie wertvoll gemeinsame Zeit ist. Plant doch mal einen Familienausflug. Ihr müsst gar nicht weit wegfahren oder viel Geld ausgeben. Sucht euch ein Ausflugsziel in eurer Nähe, Jause packen, geeignete Schuhe anziehen und schon kann es losgehen. Erkundet gemeinsam Wälder, Ruinen, Flüsse, Wiesen oder auch einfach die Stadt zu Fuß und belohnt euch hinterher mit einem kleine Picknick.

Ich wünsche euch viel Freude beim gemeinsamen Entdecken und vor allem Freude an der Bewegung!

Von Birgit Schöndorfer

Ich bin Kinderärztin aus Leidenschaft, dreifache Mama mit Leib und Seele, Kaffeegenießerin, lesebegeistert und neuerdings auch gartenverliebt.

In meiner Ausbildung zur Fachärztin fokussiere ich mich derzeit auf die Vorbeugung und Behandlung von Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen. In meinem Blog findest du vor allem Tipps, wie du deinem Kind helfen kannst das Gleichgewicht an körperlichem und seelischem Wohlbefinden wiederherzustellen, wenn die Waage mal in Schieflage geraten ist.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert